Euterpe (Gattung)
Euterpe | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Euterpe | ||||||||||||
Mart. |
Euterpe ist eine im tropischen Amerika vorkommende Palmengattung mit sieben Arten. Die Gattung ist nach Euterpe, eine der neun Musen der griechischen Mythologie, benannt[1].
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vertreter sind einzelstämmige oder mehrstämmige Palmen. Die Stämme sind gewöhnlich hoch und aufrecht oder lehnend. Die Blätter sind gefiedert, die Blattscheiden sind geschlossen und bilden einen kompakten Kronenschaft. Das Blatthäutchen ist kurz und fällt früh ab. Der Blattstiel ist kurz oder fehlend, selten lang. An der Oberseite ist der Stiel gefurcht, unten gerundet. Die Rhachis ist an der Oberseite gefurcht, unten abgeflacht. Die Fiederblättchen sind zahlreich, linealisch und regelmäßig angeordnet. Sie stehen alle in einer Ebene, meist hängen sie etwas. An jeder Seite der Mittelrippe des Blättchens befinden sich ein bis zwei seitliche Adern.
Der Blütenstand ist einfach verzweigt und protandrisch. Er erscheint zwischen den Blättern und steht zur Blütezeit waagrecht ab. Der Blütenstandsstiel ist kürzer als die Blütenstandsachse und dorsiventral zusammengedrückt. Das Vorblatt des Blütenstands ist papyrusartig, doppelt gekielt und fällt ab. Das Hochblatt am Blütenstandsstiel ist gleich oder fast gleich wie das Vorblatt, papyrusartig und abfallend. Die Seitenzweige des Blütenstands sind meist dicht behaart, die Haare sind dauerhaft. Die Blüten stehen in Triaden, männliche Blüten können aber auch paarig oder einzeln stehen.
Die männlichen Blüten sind ungestielt, die Kronblätter sind nicht verwachsen. Es gibt sechs Staubblätter. Die Antheren sind pfeilförmig und öffnen sich latrors. Die weiblichen Blüten haben sich breit überlappende Kelch- und Kronblätter. Staminodien fehlen bzw. sind nur bei Euterpe luminosa vorhanden. Der Fruchtknoten ist einfächrig, die einzige Samenanlage ist seitlich angeordnet.
Die Früchte sind kugelig oder selten ellipsoidisch, der Narbenrest steht etwas unterhalb der Spitze bis seitlich. Im Mesokarp befinden sich radial stehende Sklereiden. Das Endokarp ist faserig. Im Samen sitzt der Embryo basal. Die Narbe (Hilum) ist elliptisch. Das Endosperm ist homogen, selten gefurcht. Das Primärblatt ist zweiteilig (bifid) oder gefiedert.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung kommt in Zentralamerika und im tropischen Südamerika vor. In der Karibik kommt sie auf Trinidad und den Kleinen Antillen vor. Die Vertreter wachsen im Tieflandregenwald und steigen in den Bergregenwäldern bis 2000 m Seehöhe.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung Euterpe Mart. wird innerhalb der Familie Arecaceae in die Unterfamilie Arecoideae, Tribus Euterpeae gestellt.[2] Eine umfangreiche kladistische Analyse ergab als Schwestergruppe die Gruppe aus den beiden Gattungen Prestoea und Neonicholsonia, allerdings fehlte in dieser Analyse von den Vertretern der Tribus die Gattung Oenocarpus.[3]
Henderson und Galeano akzeptierten 1996 in ihrer Monographie sieben Arten. Diese wurden 2005 von Rafael Govaerts und John Dransfield in ihrer World Checklist of Palms übernommen:[4]
- Euterpe broadwayi Becc. ex Broadway: Das Verbreitungsgebiet reicht von Trinidad-Tobago bis zu den Inseln über dem Winde (Antillen).
- Euterpe catinga Wallace: Die Heimat ist das tropische Südamerika; sie kommt in zwei Varietäten vor.
- Euterpe edulis Mart.: Die Heimat ist Brasilien, Paraguay und die Provinz Misiones in Argentinien.
- Euterpe longibracteata Barb.Rodr.: Die Heimat ist Brasilien und das nördliche Südamerika.
- Euterpe luminosa A.J.Hend.: Die Heimat ist das Departement Pasco in Peru.
- Euterpe oleracea Mart.: Die Heimat ist das tropische Südamerika und Trinidad.
- Euterpe precatoria Mart.: Die Heimat ist Trinidad und das tropische Mittel- und Südamerika. Sie kommt in zwei Varietäten vor.
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Arten, besonders Euterpe oleracea (Açaí-Palmen), werden zur Gewinnung von Palmherzen, den sogenannten Palmitos, verwendet. Allein in Brasilien wurden 1980 über 110.000 Tonnen produziert. Aus den Früchten von Euterpe oleracea wird in Brasilien ein „assai“ genanntes Getränk produziert, dazu wurden 1980 60.000 Tonnen Früchte verwendet.[5]
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andrew Henderson, Gloria Galeano: Euterpe, Prestoea, and Neonicholsonia (Palmae: Euterpeinae). Flora Neotropica, Band 72, New York Botanical Garden Press, New York 1996, S. 1–90. (JSTOR)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 460.
- ↑ John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: A New Phylogenetic Classification of the Palm Family, Arecaceae. Kew Bulletin, Band 60, 2005, S. 559–569. (JSTOR)
- ↑ Conny B. Asmussen, John Dransfield, Vinnie Deickmann, Anders S. Barfod, Jean-Christophe Pintaud, William J. Baker: A new subfamily classification of the palm family (Arecaceae): evidence from plastid DNA phylogeny. Botanical Journal of the Linnean Society. Band 151, 2006, S. 15–38. doi:10.1111/j.1095-8339.2006.00521.x
- ↑ Euterpe. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 14. September 2009.
- ↑ Michael J. Balick: Ethnobotany of Palms in the Neotropics. In: J. T. Prance, J. A. Kallunki: Ethnobotany in the Neotropics. Advances in Economic Botany, Band 1, 1984, S. 9–23.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Euterpe auf der Homepage des Fairchild Tropical Botanic Garden